Scanthynyce

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Angemeldet seit: 05.08.2010
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I. Nachts wenn andere schlafen
Auf einem großen Ast lag eine schwarze Katze, der Körper lang gestreckt und ihr Blick ruhte auf einer Gruppe Waldschreiter die in der Nähe stand. Ein unbedachter Spaziergänger wäre, wenn sein Blick nicht zufällig auf die Katze gefallen wäre, einfach an ihr vorbeigegangen ohne sie zu bemerken. Sie schien förmlich mit den Schatten des Waldes verwachsen.
Scanthynyce, um keine andere handelte es sich bei dieser Katze, dachte an die letzten Stunden, die sie mit ihrer jüngeren Schwester Feyiama verbracht hatte….
Der Mond war noch keine Stunde am Himmel, als sich die beiden jungen Elfen am vereinbarten Treffpunkt außerhalb Auberdines mit ihrer Shan´do "Feromea Stachelkäfer" getroffen hatten. Feromea war die persönliche Ausbilderin der beiden jungen Elfen und sollte ihnen den Umgang mit den Tieren des Waldes näher bringen und dabei insbesondere die Zähmung größerer Waldtiere. Heute war wieder eine Übungseinheit angesetzt, die so lange dauern würde. bis der Mond auf seiner höchsten Position am Sternenhimmel stand.
Hi hi hi, kicherte Feyiama, als sie Scanthynyce dabei beobachtete wie diese zum wiederholten Male vergeblich versuchte den jungen Waldschreiter zu zähmen. Es endete stets damit, dass der aufmüpfige Vogel mit seinem Schnabel nach Scanthynyce hackte, sie dann mit einem Hagel von Schnabelschlägen attackierte und anschließend aufgeregt, laut krächzend um sie herumflatterte.
„Ich werde es nie lernen.“ seufzte Scanthynyce und schmiss lustlos den Köder ins Gebüsch, sehr zur Freude des jungen Waldschreiters der sich sofort genüsslich darüber her machte.
„Aber Scan, du musst einfach mehr Geduld haben und darfst nicht hektisch hinter ihnen her rennen. Die Tiere können deine Nervosität wittern, spüren Deine Ungeduld und reagieren dementsprechend.“ sagte Feyiama lächelnd. Sie saß auf der Wurzel eines umgestürzten Baumes und ließ ihre Füße frei in der Luft baumeln.
Fey hat gut reden dachte Scanthynyce neidisch. Ihre etwas jüngere Schwester hatte nie große Mühe mit dem Zähmen von Wildtieren gehabt. Sie schien die geborene Jägerin zu sein und würde auch bestimmt auf der Jägerschule keine Probleme haben. Allerdings kam es Scanthynyce schon etwas seltsam vor, mit welcher Inbrunst und offensichtlicher Freude sie die Geheimnisse der Wälder studierte. Scanthynyce hingegen mühte sich schon fast vergeblich in der Wildtierzähmung ab. Das Fährtenlesen, der Stab- und Faustkampf und vor allem die Kampfkunst als tödliche Katze machten ihr keine Sorgen, ganz im Gegenteil. Sie liebte es all ihre erlernten Fähigkeiten in der Katzengestalt auszuspielen! Wenn nur diese verflixten Wildtiere nicht so verdammt misstrauisch wären. Oder lag es im Endeffekt doch an ihr, an ihrem ungezügelten Temperament, das sie den Tieren ihren Willen aufzwingen wollte? Natürlich hatte sie keine Probleme als Druidin in einer Tiergestalt unter den Tieren zu leben, aber sie zu zähmen ?
Ihre Eltern hatten geglaubt es könne von Vorteil sein wenn Scanthynyce zusammen mit Feyiama die Wildtierstunden absolvieren würde.
Scanthynyce hatte die Druidenschule in Darnassus absolviert, was ihr so manche Schelte ihrer Eltern eingebracht hatte. Eine weiblich Druidin und dann noch aus dem Hause Karandamon. Es war ihren Eltern gar nicht recht gewesen, dass Scanthynyce mit aller Sturheit zu der sie fähig war, unbedingt auf diese Druidenschule hatte gehen wollen. Doch nun war Scanthynyces Ausbildung zur Druidin abgeschlossen und die Eltern am Ende doch stolz auf ihre "große" Tochter.
Feyiamas und Scanthynyces Eltern waren beide erfahrende Jäger und hatten sie oft als sie noch klein war, mit auf die Jagd in die Wäldern von Ashenvale genommen. Fenril Nachtschatten, Scanthynyces und Feyiamas Vater war als Jäger beim Orden Elunes in Darnassus als Jäger und Händler angestellt. Scanthynyce zeigte schon damals ein großes Geschick beim Spuren lesen, dem auffinden seltener Pflanzen und Kräuter, sowie das "verschmelzen" mit dem Wald, aber hatte leider hatte sie auch große Furcht vor den größeren Wildtieren des Waldes. Ihre Eltern hatten gehofft, dass ihre große Tochter es besser lernen würde wenn sie es zusammen mit ihrer jüngeren Schwester in der Wildnis übte. Scanthynyce galt mit ihren rund 1.380 Mondzyklen in ihrer Kultur zwar fast noch als Kind aber es war höchste Zeit das sie anfing ihre scheu vor den großen Tieren des Waldes abzulegen.
„Vielleicht sollte ich es doch besser sein lassen.“ sagte sie leise zu sich selbst und flocht sich zwei Zöpfe in ihren ihre langen blaufarbenen Haare. Vor ihrem geistigen Auge sah sie schon die enttäuschten Gesichter ihrer Eltern vor sich.
„Lass uns lieber wieder heimkehren.“ sagte Feyiama und sprang flink von der großen Wurzel herunter. „Mutter Mond wird nicht mehr lange über uns wachen können und der Tag bricht bald wieder an.“
Scanthynyce sah zum Horizont, an dem in gut drei Stunden wieder das Licht der aufgehenden Sonne hereinbrechen würde und nickte traurig. Schon wieder eine Nacht ohne nennenswerte Erfolge in der Wildtierzähmung verbracht, dachte sie resignierend.
Kurz vor Auberdine trennte sie sich von ihrer Schwester Feyiama, da sie noch einmal in Ruhe die verhaltensweise der Waldschreiter beobachten wollte. „Grüß mir Mutter und Vater und sag ihnen, ich komme bei Tagesanbruch!“ rief Scanthynyce ihr noch hinter her. Unterwegs zum Rastplatz der Waldschreiter pflückte sie ein paar Wildblumen und sammelte Kräuter, aus welchen sie einen leckeren Tee kochen konnte. Die Pflanzen kannte und liebte sie und sie waren viel berechenbarer als diese dummen Waldschreiter. Sie konnten ihr ja auch nicht davon laufen!
Als Scanthynyce in die Näher der Waldschreiter Kolonie kam, wandelte sie ihre Figur in die einer großen schwarzen Katze, sprang auf einen weit ausladenden Ast und legte sich dort gemütlich hin um zum xten Male hinter das Geheimnis dieser verflixten Waldschreiter zu kommen.
II. Am Lagerfeuer
Nach dem Scanthynyce eine Weile den Waldschreitern zugesehen hatte, war sie auch nicht schlauer als zuvor. Missmutig sprang sie vom Baum, sprang in der Katzenform mit weiten Sätzen mitten durch die Waldschreiter und ließ dabei ein bedrohliches Knurren hören. Doch wenn sie geglaubt hatte die Waldschreiter würden nun in Panik das Weite suchen, so musste sie erstaunt feststellen, das diese nur einen einzigen Blick für sie hatten und die schwarze Katze wohl nicht als Gefahr einstuften. Nach einigen hundert Metern wandelte sie die Form und lief nun als normale Elfe leichtfüßig in Richtung des in der Nähe gelegen Wasserfalls.
Dort angekommen ließ sie ihren Blick über die Umgebung schweifen und als ihr suchender Blick nichts außergewöhnliches feststellte, begann sie trockenes Holz zu sammeln. Sie hatte absolut noch keine Lust nach Hause zu laufen und wollte lieber den Rest der Nacht hier in der Natur an einem kleinen Lagerfeuer verbringen.
Nach dem sie genügend trockenes Holz zusammen getragen hatte, entfachte sie an einer windgeschützten Stelle, direkt vor dem Felsenhang, ein kleines Feuer. Sie nahm einen kleinen Kupferbecher, den sie stets in einer Tasche verstaut bei sich trug, füllte ihn mit klarem Wasser aus dem Fluss und stellte ihn in die Glut des Feuers.
Ihr Blick taxierte noch einmal ihre Umgebung, doch außer ein paar Wildtieren die auf Nahrungssuche den Waldboden absuchten, war die Umgebung frei von allen Lebewesen. Scanthynyce legte ihren Kampfstab neben einem kleinen Felsen in der Nähe des Feuers und entkleidete sich, wobei sie ihre Lederrüstungsteile sorgfältig auf den kleinen Felsen legte. Nackt, wie Elune sie geschaffen hatte, stieg sie dann in den Fluss, schwamm ein größeres Stück in Richtung hölzerne Brücke und genoss die erfrischende Kühle des Wassers. Nach einigen Minuten kehrte sie zum Lagerfeuer zurück, ließ von der sanften Briese des Nachtwindes ihre Haut trocknen, zog ihre Unterkleider an und setzte sich ans Lagerfeuer um ihre langen blauen Haare in der wärme des Feuers mit einem kleinen aus Horn gefertigten Kamm in die gewünschte Form zu bringen. Danach streute sie einige der gesammelten Kräuter in das zwischenzeitlich kochende Wasser und begann mit Genuss den köstlich schmeckenden Kräutertee zu trinken.
Eine viertel Stunde später, sie hatte den Tee ausgetrunken und den Becher wieder im kleinen Beutel verstaut, holte sie ein kleines unscheinbares Stoffteil aus einer Seitentasche ihrer Lederhose und begann dieses zu entfalten. Das kleine Stoffteil entpuppte sich als eine hauchdünne Decke aus grüner Spinnenseide, die mit farblich abgestimmten Ornamenten bestickt war. Die Decke war eine herrliche Arbeit elfischer Weberkunst und hatte vermutlich einiges an Goldstücken gekostet. Sie hatte diese Decke zum 50 Mondzyklus von ihrer Mutter "Noroell Sternentau" bekommen und trug sie stets bei sich.
Scanthynyce legte sich auf eine mit grünem Moos bedeckte Stelle seitlich vom Lagerfeuer, zog die Decke hoch bis zu ihren nackten Schultern und spürte wie der hauchfeine Stoff ihren Körper umspielte als wären tausende kleiner Spinnen im Stoff eingewebt. Mit einem letzten Gedanken an diese dummen Waldschreiter, die sich einfach nicht von ihr zähmen ließen schlief sie ein.
"Knack"… Das Geräusch eines kleinen brechenden Zweiges links von ihr schlug wie eine große Glocke in ihrem Gehirn Alarm. Ihre Sinne waren von einem auf den anderen Moment hellwach. Ihr Körper spannte sich zum Sprung, mit weiterhin geschlossenen Augen lauschten ihre Sinne in das Dunkel der Umgebung. Srrt, das für andere Ohren vermutlich nicht hörbare Geräusch eines Stückchen Stoffes das an einem Zweig entlang rutsche und in der Nähe des ersten Geräusches zu hören war, verdeutlichte ihr das sie nicht mehr allein war. Da Tiere gewöhnlich keinen Stoff trugen, zeigte ihr das sich ein nicht tierisches Lebewesen in der Nähe befinden musste. Zumindest ein Lebewesen, wenn nicht mehrere.
Ihre Hand glitt langsam unter der Decke hervor und tastete nach ihrer Waffe. Verdammt, sie lag wie auch ihre Kleider, auf der anderen Seite des Lagerfeuers auf dem kleinen Felsen. Sie erinnerte sich an die Worte ihres Vaters: "Lege niemals in freier Wildbahn Deine Waffe aus der Reichweite der Hände." Oh was bin ich für eine naive kleine dumme Idiotin, dachte Scanthynyce und sie überlegte wie lange es dauern würde aufzuspringen um zu ihren Sachen zu gelangen. Zu lange, wenn man mich beobachtet, schoss es ihr durch den Kopf. Vielleicht ist es ja auch nur ein durch die Wälder streifender Nachtelf oder ein streunender Furbolg, die wie sie wusste ein Lager nicht allzu weit von hier hatten. Ein weiteres leises metallisches Geräusch von der rechten Seite zeigte ihr das es auf keinen Fall ein Furbolg war. Sie öffnete ihre Augen zu einem kleinen Schlitz und spähte, so weit sie es ohne Kopfdrehung tun konnte, zu der Stelle des vorhin gehörten Geräusches. Nicht bewegen, bleib für sie der Schlafende am Feuer, mahnte sich Scanthynyce selber zur Ruhe.
Wenn sie jetzt aufsprang, sich unterm aufspringen in die Katzenform verwandelte und blitzartig im Dunkel des Waldes untertauchte, würde sie vermutlich den oder die Fremden überraschen und ohne Mühe entkommen. Aber es würde den vollständigen Verlust ihrer Ausrüstung bedeuten und nur in Unterwäsche nach Hause kommen zu müssen, würde sie zum Gespött aller Elfen machen.
Nein, es musste eine andere Lösung geben. Als ein männlicher Blutelfe, eindeutig durch Rüstung und Schwert als Kämpfer zu erkennen, aus dem Schatten des Waldes trat und ein zweiter rechter Hand sichtbar wurde, wusste sie das die Chance blitzartig zu verschwinden vertan war.
III. Gier ist ein schlechter Ratgeber
Völlig regungslos lag Scanthynyce unter der Decke und beobachtete durch kleine Augenschlitze die näher kommenden zwei Blutelfen. Zwei herunter gekommene Blutelfen gegen eine aggressive Katze, hmm, diesen Kampf konnte sie gewinnen, wenn es denn zu einem Kampf kommen sollte. Doch es blieb nicht bei diesen beiden. Im Hintergrund erkannte Scanthynyce zwei riesenhafte Orcs, die sich auf ihre Streitkolben stützend zwischen zwei dicken Bäumen aufhielten. Durch das hinzukommen dieser beiden "Riesen" hatte sich die Situation augenblicklich zu ihrem Ungunsten gewandelt. Einen offenen Kampf gegen diese vier Gegner konnte sie nicht gewinnen. Fieberhaft suchte Scanthynyce nach einem Ausweg aus der Situation.
He, ihr da am Feuer, hier sind ein paar hungrige Kämpfer, die des Kämpfens müde sind und nur einen warmen Platz für diese Nacht suchen. Dürfen wir näher treten ? Die Worte waren kaum verständlich, was aber auch nicht verwunderlich war, da sie selbst ja auch nur ein paar Brocken aus der Allgemeinen Hordensprache kannte. Es kam ihr sowieso wie ein halbes Wunder vor das eine Verständigung möglich war. Nicht viele sprachen die Sprache der anderen Seite.
Ohne eine Antwort abzuwarten traten die beiden Blutelfen näher ans Feuer. In ihrem Schlepptau hatten sie drei weitere, die sich beim Schein des Feuers als ein großer männlicher Tauren Druide, ein nicht spezifizierbarer weiterer Blutelf und eine zweifellos mit magischen Kräften versehene alte Blutelfin entpuppten. Der Trupp war augenscheinlich eine marodierende Einheit der brennenden Legion, zwar in äußerst schlechter kämpferischer Verfassung wie die nicht gepflegten Waffen und Rüstungsteile zeigten, aber zweifelsfrei in der Lage sie mit wenigen Attacken ins Mondlicht zu schicken.
Scanthynyce richtete sich ein wenig auf, da ein schlafen stellen unglaubwürdig war. Als der vorderste Blutelf, dessen Gesicht von einer hässlichen Narbe entstellt war, erkannte das es sich bei Scanthynyce nicht um den erwarteten Elfen, sondern um eine Elfin handelte, dazu noch eine sehr junge. Entfuhr seinem Mund ein leiser Pfiff, der trotz der geringen Lautstärke sofort die Aufmerksamkeit aller Marodeure nach sich zog.
Sie an, eine junge Elfe. Ganz alleine an einem Feuer in der Wildnis. Und erzählt mir nicht eure Gefährten kämen gleich zurück, dazu beobachten wir euch schon zu lange. Die beiden riesenhaften Orcs traten nun ebenfalls aus dem Schatten des Waldes ans Licht und Scanthynyce hörte den einen irgend etwas wie "Spieß, Feuer, lecker schmeckt Elfe", oder so zum anderen Orc sagen. Es dauerte ein paar Sekunden bis Scanthynyce begriff was der Orc meinte und eine Truthahnhaut zog sich in ihren Nacken hoch.
Die alte "Vettel" die sich auf der anderen Seite des Lagerfeuers inzwischen hingesetzt hatte, zischte ein paar Worte in einer fremden Sprache und die beiden Orcs murmelten etwas zurück, das Scanthynyce als….aber später… zu verstehen glaubte.
Der narbengesichtige Blutelfe war bis auf wenige schritte an Scanthynyces Lager herangekommen, bückte sich und riss mit einem Ruck die Decke beiseite. Mit einem kleinen Aufschrei sprang Scanthynyce in die Höhe und ging in Angriffsstellung. Für einen neutralen Beobachter war die Szene skurril. Auf der einen Seite des Feuers ein Trupp bis an die Zähne bewaffneter Soldaten und auf der anderen Seite eine junge halb nackte Elfe in Unterwäsche, die sich zum Kampf stellte.
Der narbengesichtige Blutelf fing an zu lachen und die beiden anderen Blutelfen stimmten in das Lachen ein. Der Taure grunzte nur kurz und die beiden Orcs sahen stumm aus dem Schatten der Bäume zu. Schaut euch dieses "Kitz" an, will uns vermutlich an die Kehle und das ohne Waffe und Rüstung, nur mit zwei Fetzen Stoff am Körper. Und wieder lachte der Narbengesichtige belustigt. Wir werden bestimmt noch eine Menge Spaß miteinander haben heute Nacht und Scanthynyce spürte förmlich seinen Blick der über ihren Körper vom Kopf bis zu den Füßen wanderte.
Als sie damit rechnete in den nächsten Sekunden den Angriff des Narbengesichtigen abwehren zu müssen, hörte sie wie die Alte mit ein paar zischenden Lauten das Kommando an sich riss und den narbengesichtigen Blutelfen förmlich in seinen Bewegungen einfrieren ließ. Nur immer langsam mit den Pferden Broom. Sie läuft euch nicht davon. Die Alte stand mühsam auf, kam zu Scanthynyce herüber, hob ihren Kampsstab und die Spitze des Stabes bohrte sich nahe der Halsgegend in die Haut der jungen Elfe. Scanthynyce ignorierte den Schmerz und wich dem Druck nicht aus. Ein leichter Blutfaden rann aus der Wunde und versickerte im Stoff ihres Brust Bustiers. "Sag mir Elfe, wie viele Schildwachen halten sich in Auberdine auf". Der Blick der Alten war lauernd und Scanthynyce spürte einen unangenehmen Druck in ihrem Kopf. Wollte die Alte sie beeinflussen ? Scanthynyce überlegte nicht lange sondern sagte mit fester Stimme: "Genügend um euch in die Drachglut zu befördern, wo ihr bis an das Ende des Lichts schmoren werdet." Oh, eine vorlaute kleine Göre von Elfe, sagte die Alte mit zynischem Lächeln und platzierte eine neu Frage. "Auf dem Weg in den Teufelswald, wie vielen Elfen werden wir da wohl begegnen" ? Scanthynyce wusste sehr wohl das auf dem Weg dorthin ein Flugpunkt der "Horde" lag, zu dem die Marodeure wohl wollten. "Was fragt ihr da eine junge unbedarfte Elfe, die keine Ahnung von militärischen Aktionen unserer Schildwachen hat." Die Antwort passte der Alten wohl nicht und Scanthynyce spürte wie sich die Spitze des Kampfstabes der Alten tiefer in ihr Fleisch bohrte. Der Schmerz manifestierte sich in ihrem Kopf und Scanthynyce konnte nur mit Mühe ein stöhnen unterdrücken. Nur keine Schwäche zeigen, dachte Scanthynyce, sonst gehörst Du dem Sandlöwen.
Die Alte wandte sich zornig ab, ging ein paar Schritte Richtung Feuerstelle und sagte zu dem Narbengesicht: "Ihr könnt sie haben, viel Spaß mit ihr"!
Der Narbengesichtige drehte sich zu seinen Kumpanen um und mit einer heranwinkenden Handbewegung sagte er in der Sprache der Blutelfen, die Scanthynyce ein wenig verstand: "Kommt, haben wir ein wenig Spaß mit ihr. Danach können sie die Orcs haben und Reiseproviant aus ihr machen". Mit einem Grinsen drehte er sich zu Scanthynyce und mit drei Schritten trat er bis auf einen Meter an sie heran.
Sein Blick ruhte auf ihren nur wenig verhüllten Körper und dem was sich unter dem dünnen Stoff abzeichnete. Er zischte: "Los Elfchen, zieh Dich aus.! Ich will sehen was Du uns zu bieten hast und dann werden wir Dir zeigen was man mit Elfchen macht die nachts allein an einem Lagerfeuer schlafen." In seinen Augen war die Begierde deutlich zu erkennen, sein Gesicht war zur höhnischen Fratze verzerrt und Scanthynyce wusste was er und die anderen mit ihr vorhatten.
IV. Haben oder nicht haben
Scanthynyce hörte die Worte und ihre Gedanken befassten sich mit den möglichen Optionen die ihr blieben.
- Tun was sie wollten, alles geschehen lassen und hoffen zu überleben ?
- Kampf ? Einen offenen Kampf konnte sie nicht gewinnen. Es waren zu viele Gegner
- Flucht ? Sie würde keine 5 m weit kommen. Links war die Felswand, rechts die beiden Orcs und vor ihr standen die drei Blutelfen und dahinter der Taure. Nicht zu vergessen die Alte am Feuer, deren Fähigkeiten sie nicht einschätzen konnte.
Gerade als sie die Chancen überdachte wenn sie sich in einen Bären, oder in die Katze verwandeln würde, hörte sie die Alte am Feuer sagen: "Denke nicht daran Elfe, ich werde es mit einem Zauber unterbinden". Ich hasse Leute die sich in Tiere verwandeln können. Kann die Alte Vettel Gedanken lesen ? fragte sich Scanthynyce und hörte wie das Narbengesicht sagt: "Was ist jetzt, runter mit den Fetzen, oder sollen wir Dir dabei helfen". Sein Gesicht war zu einer gierigen Fratze verzerrt und sein Blick ruhte auf den Ansätzen ihrer Brüste, die oberhalb des Bruststoffes sichtbar waren.
Scanthynyce öffnete langsam die beiden Schließen des Bustiers. Mit einem leichten rascheln fiel das Oberteil zu Boden. Ihr Blick huschte kurz zu den dreien vor ihr. Die zwei seitwärts hinter dem Narbengesicht stehen Blutelfen schauten auf das am Boden liegende Oberteil. Das Narbengesicht stierte auf Scanthynyces nun nackten Brüste. Er machte einen Schritt auf ihr zu, streckte die Arme aus und seine Hände wollten nach ihr greifen.
Die Zeit des Handelns war gekommen.
Scanthynyces Hand zuckte vor und ergriff das Handgelenk des Narbengesichtigen. Mit einem geschmeidigen Schritt rückwärts beschleunigte sie die Vorwärtsbewegung des Mannes, der erstaunt die Augen aufriss. Mit einer Drehbewegung und einem Seitwärtsschritt, drehte Scanthynyce den Mann um ihre Achse und schleuderte ihn auf die beiden anderen Blutelfen, die nicht reagierten und somit den vollen Körperschwung des Narbengesichtigten auffangen mussten. Rücklings stürzten alle drei ins Feuer und ein wilder Funkenregen flog in die Luft. Die alte Vettel kippte nach hinten über und wurde von einem der Blutelfen begraben. Mit einem weiten Satz sprang Scanthynyce über das Feuer. Aus den Augenwinkeln sah sie wie einer der in die Flammen gestürzten Blutelfen, schreiend sein brennendes Wams mit den Händen löschen wollte. Ein zweiter rappelte sich auf und stürzte sich kopfüber in den Fluss um sein brennendes Haar zu löschen.
Mit einer fließenden Bewegung schnappte Scanthynyce sich ihren Kampfstab und ihre Rüstungsteile und nur wenige Augenblicke später sprang sie mit weit ausholenden Schritten in die Dunkelheit des Waldes. Ihr Blick suchte den Tauren der noch in der Nähe des Lagerfeuers stehen musste, doch dieser war verschwunden. Die beiden Orcs standen wie angewachsen und waren noch zu keiner Reaktion fähig. Der Wald schluckte die Elfe und sie verschmolz mit den Schatten zu einem unsichtbaren Schemen.
Nach einigen hundert Metern die Scanthynyce in höchstem Tempo gelaufen war, blieb sie schwer atmend stehen und lauschte auf die vermutlich hinter ihr herlaufenden Verfolger. Doch auch mit ihrem feinfühligen Gehör konnte sie keine verdächtigen Geräusche vernehmen.
In Windeseile legte sie ihre Rüstung an, schob den Kampfstab in das Rückenholster und wandelte die Gestalt in die Katzenform. Nur wenige Augenblicke später huschte eine mit der Umwelt verschmolzene schattenhafte schwarze Katze in Richtung des Lagerfeuers.
V. Der schwarze Tod
Je näher Scanthynyce dem Feuer kam um so vorsichtiger bewegte sie sich. Das Feuer war noch nicht in Sichtweite, als sie zwei der Verfolger bemerkte, die immer wieder nach links und rechts blickend ihren bei der Flucht hinterlassenen Spuren folgten.
Sie hörte wie die Beiden sich irgend etwas zuflüsterten und sah das einer der Beiden sich seitwärts in eine andere Richtung wandte.
Langsam und vorsichtig um ja kein Geräusch zu verursachen schlich Scanthynyce Rückwärts, immer den gleichen Abstand zu dem suchenden Blutelfen haltend. Hinter einem größeren Baum blieb sie stehen. Der Blutelf kam näher…… war auf gleicher Höhe ….. und ging vorbei ohne sie zu bemerken. Scanthynyce schlich ein paar Schritte hinter ihm her. Dann griff sie an.
Ein Prankenhieb traf den Blutelfen von hinten und betäubte ihn für einen Moment. Scanthynyce ließ das Feenfeuer auf ihn niedergehen und in einer fließenden Bewegung schlugen die Krallen ihrer rechten Pranke quer über seinen Rücken. Bereits der erste Schlag zerfetzte den Rückenumhang und einen Teil des Brustschutzes. Der rothaarige Blutelf drehte sich zu ihr um und sein Zweihandschwert sauste herunter. Mit einer blitzschnellen Körperbewegung wich sie dem Schwert aus und ihre Pranken trafen den Blutelfen an Brust und Oberschenkel, wo sie tiefe Wunden schlugen aus denen sofort ein Blutschwall schoss. Ihre Krallen hatten mühelos seine Rüstung durchschlagen. Ein zweites mal schlug der Blutelf mit seinem Schwert zu und auch dieses mal wich Scanthynyce geschickt der Klinge aus. Mehre schnell ausgeführte Schläge mit den Pranken ließen den Blutelfen auf die Knie sinken und ein mörderischer Hieb ihrer linken Pfote zerfetzte ihm den schutzlosen Hals. Mit einem röchelnden Laut sank der rothaarige Blutelf nach vorne und rührte sich nicht mehr.
Scanthynyce verschmolz erneut mit der Umwelt und schlich vorsichtig, immer wieder nach allen Seiten witternd, in Richtung ihres Lagers. Dann konnte sie zwischen den Bäumen den flackernden Feuerschein erkennen.
Langsam schlich Scanthynyce näher heran. Witternd zog sie die Luft durch ihre Nase. Augenscheinlich war die Alte Vettel allein am Feuer zurück geblieben. Scanthynyce konnte weder die beiden Orcs, noch den Tauren sehen oder wittern. Vermutlich waren sie alle, so wie auch die Blutelfen, auf der Suche nach ihr. Immer näher schlich sich Scanthynyce an die Alte heran. Nun waren es nur noch wenige Meter Differenz. Sie witterte ein letztes Mal und ihr Blick suchte die Umgebung des Lagers ab. Ihr Körper spannte sich zum Sprung. Mit einem gewaltigen Satz flog die schwarze Katze durch die Luft. Sie landete Punktgenau hinter der Alten und augenblicklich begann Scanthynyce mit ihren Pranken die Alte zu beharken. Die Stoffrüstung der alten Blutelfin stellte den Prankenhieben so gut wie keinen Widerstand entgegen. Bevor auch nur der Ansatz einer Gegenwehr erkennbar war, lag die Alte bereits tödlich getroffen neben dem Lagerfeuer. In den Augen der Alten war das Erstaunen und die Panik zu erkennen…. dann wurden die Augen starr.
Mit schnellem taxierenden Blick suchte Scanthynyce die Umgebung des Feuers ab. Wo waren die anderen? Prüfend zog sie die Luft durch die Nase. Sie mussten in der Nähe sein. Zwei drei große Sprünge und sie war wieder im Schutz des Waldes untergetaucht. Vorsichtig, ohne auch nur das geringste Geräusch zu verursachen, schlich sie ein kleines Stück den Wasserfall hinauf. Sprang auf einen aus der Felswand hervorstehenden Felsen und legte sich dort auf die Lauer. Von hier oben hatte sie einen hervorragenden Blick über die Feuerstelle und mit nur einem einzigen großen Sprung konnte sie das Feuer erreichen.
Scanthynyce wartete. Wo blieben sie nur? Dann hörte sie das knacken mehrerer Zweige und wenn sich kein großer Bär verlaufen hatte, konnte es nur einer oder gar alle zwei Orcs sein.
Da, waren sie. Die zwei Hünen kamen ins Licht des Feuers. In der tiefen mit abgehackten Lauten versehenen Sprache der Orcs unterhielten sie sich leise. Scanthynyce verstand kein einziges Wort. Außer den Worten "Freund" und "Schwester", kannte sie kein einziges Wort in der Orc-Sprache.
Während der eine sich ans Feuer setzte, nahm der andere seine Utensilien die er neben dem Feuer abgelegt hatte, verstaute sie in einer riesenhaften Tasche am Gürtel und verschwand mit einer grüßenden Geste im Wald.
Der Orc fühlte sich anscheinend völlig sicher. Er brummte irgend ein undefinierbares Lied vor sich hin, schürte das Feuer das die Funken flogen, spießte irgend ein Stück Fleisch auf einen Stock und setzte sich dann den Stock hin und her drehend ans Feuer. Scanthynyce beobachtete den Orc nun genauer. Er hatte riesenhafte Stiefel an, eine verschlissene mehrfach geflickte Hose und ein Brustteil, dass schon viele Kämpfe gesehen haben musste. Das einzig wirklich imposante war allerdings der riesenhafte Streitkolben. Scanthynyce erkannte auf den ersten Blick das diese epische Waffe gepflegt war und dort wo sie einen Gegner traf verheerende Schäden anrichten würde. Sie überlegte ob sie es mit ihm aufnehmen konnte. Ein Treffer seines Streitkolbens würde sie ohne Zweifel zu Boden werfen und vermutlich kampfunfähig machen. Ein zweiter Treffer konnte schon das aus bedeuten. Andererseits war sie aber äußerst beweglich und konnte bedingt durch den großen Hebelweg des Streikolbens diesem vermutlich ausweichen. Doch was wenn mitten im Kampf die anderen zurück kamen und in den Kampf eingriffen? Ihre Chancen dann noch einmal unbeschadet zu entkommen wären vermutlich nahe Null und was sie mit ihr anstellen würden wenn sie sie erwischten konnte sie sich bildhaft vorstellen. Vergewaltigung, Folterung und am Ende würde sie sich auf einem Spieß über dem Feuer wiederfinden, oder zumindest einige Teile von ihr. Alleine bei den Gedanken stellte sich das Nackenfell auf und ein ungewolltes leises Knurren war zu hören. Erschrocken schaute Scanthynyce zum Feuer. Hatte der Orc das Knurren gehört? Erleichtert atmete sie auf. Der Orc beschäftigte sich mit seinem Bratenfleisch und hatte nichts gehört. Sie hatte einen Entschluss gefasst. Sie musste auch die anderen unschädlich machen, soweit möglich. Nicht auszudenken wenn ihre jüngere Schwester, die sich auch oft hier am Wasserfall aufhielt um ihren Tiger zu trainieren, ihnen in die Hände viel.
Langsam und vorsichtig erhob sich die Katze, schlich in Richtung Uferböschung und sprang mit einem großen Satz vom Felsvorsprung ins weiche Ufermoos, das jegliches Sprunggeräusch verschluckte.
Scanthynyce schlich nach allen Seiten witternd immer näher ans Feuer. Dann war sie im Rücken des bulligen Orcs angekommen. Dieser schob sich inzwischen das vor Fett triefende Bratenfleisch in den Mund und achtete keine Sekunde auf die Umgebung. Orcs waren gefürchtete Kämpfer, in einer Gruppe wie eine tödliche Walze, aber wenn sie einzeln auftraten oft auch einfältig und tapsig wie alte Bären.
Mit aller ihr zur Verfügung stehenden Kraft schlug sie zu. Die Pranke der schwarzen Katze traf den Orc zwischen den Schulterblättern und Scanthynyce spürte einen stechenden Schmerz der sich durch die Pfote bis zum Schultergelenk zog. Der Brustharnisch des Orcs widerstand den Krallen und war bis auf einige tiefe Kerben unbeschadet. Grunzend sprang der Orc auf und Scanthynyce war für einen Moment verblüfft wie schnell er war. Nun standen sie sich von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Der Orc hatte ein vernarbtes Gesicht und grunzte irgend etwas in seiner Sprache das sie nicht verstand. Im nächsten Augenblick holte er mit dem Streitkolben aus und der riesige dunkel glänzende Hammer sauste auf Scanthynyce nieder. Im allerletzten Augenblick konnte sie dem Schlag ausweichen und spürte förmlich den Luftzug des vorbei zischenden Eisenkopfes. Mit einem krachen schlug der Hammer auf ein kleines Felsenstück, dass in tausend Stücke zersprang und als Splitterregen durch die Gegend sauste. Scanthynyce schlug erneut zu. Zwei kräftige als Dublette geschlagene Prankenhiebe trafen den Orc an der Brust und rissen Teile der Rüstung heraus. Einen richtigen Schaden hatte sie aber noch nicht verursacht.
Erneut krachte der Streitkolben herab und wieder gelang es Scanthynyce dem Schlag zu entgehen, nur um ein paar Augenblicke später einen schweren Tritt seines rechten Fußes in die Seite zu bekommen. Die schwarze Katze jaulte kurz auf und ein lautes brüllen und fauchen war zu hören.
Die beiden Kämpfer bewegten sich langsam im Kreis. Immer wieder starteten sie Angriffe und versuchten sich gegenseitig den entscheidenden Schlag zu versetzen. Längst hatten sie die Umgebung aus den Augen verloren. Es gab nur sie zwei und jeder wusste, nur einer würde den Kampf überleben.
Langsam neigte sich das Kampfesglück Scanthynyce zu. Sie spürte durch die vielen Schläge zwar kaum mehr ihre Pranken, aber immer größere Fetzen der Rüstung des Orc wurden herausgerissen und an verschiedenen Stellen befand sich die Rüstung kurz vor der Auflösung. Aber auch Scanthynyce war nicht völlig ungeschoren davon gekommen. Sie spürte deutlich die Starke Prellung an der linken Hüfte und dem Hinterlauf, wo sie einen Schlag des Streitkolbens abbekommen hatte. Zum Glück hatte sie dem Schlag noch viel von seiner Durchschlagskraft nehmen können in dem sie sich zur Seite warf, aber selbst der nur halb getroffene Schlag verursachte starke Schmerzen und behinderte sie in ihrer Beweglichkeit. Mehrfach hatte sie bereits nur das Glück oder Elunes Schutz davor bewahrt einen schweren Treffer einstecken zu müssen. Sie hatte nicht im entferntesten damit gerechnet das dieser Orc so ein harter Gegner sein würde. Durch die Leichtigkeit der ersten Siege hatte sie in ihrer Euphorie geglaubt das auch dieser Gegner schnell besiegt sein würde. Doch er war ihr ein ebenbürtiger Gegner. Nicht auszudenken wenn der zweite Orc zurück kommen würde und in den Kampf eingriff. Der Gedanke daran setzte noch einmal zusätzliche Kräfte in Scanthynyce frei.
Sie versuchte eine Finte mit anschließendem Angriff, doch der Orc wich aus, lachte dröhnend und sein Tritt, der sie erneut in die bereits geprellte Seitenmuskulator traf, schleuderte sie zurück. Scanthynyce setzte alles auf eine Karte. Fintierte erneut, schlug mit der rechten Pranke nur halbherzig in Richtung Oberschenkel und als der Orc nun seinerseits einen Angriff startete, sprang sie mit der geballten Kraft ihrer Hinterläufe in Richtung seines Halses. Der Orc ließ mit der linken Hand den Streitkolben los und versuchte Scanthynyces Angriff abzuwehren. Seine Faust traf sie an der rechten Kopfhälfte und für einen Moment sah sie die Sterne aufgehen, nur um im nächsten Moment das die nackte Schulter kurz unterhalb seines Halses zwischen ihren Zähnen zu spüren. Sie biss mit aller Kraft zu und spürte Sehnen reißen und Knochen brechen. Der Orc schrie vor Schmerz und versuchte sie abzuschütteln. Der Streitkolben war seiner rechten Hand entglitten. Verzweifelt versuchte er mit der einzig noch funktionstüchtigen Hand sie zu packen und wegzureißen. Scanthynyce biss erneut zu und gleichzeitig zerfetzte sie mit ihrer Pranke den Armschutz seines rechten Armes.
Sie ließ los, stieß sich ab und landete kurz vor dem Orc auf dem Boden. Der Orc taumelte rückwärts, Scanthynyce setzte nach und mit mehreren kurzen tödlichen Schlägen beendete sie den Kampf. Der riesenhafte Orc schwankte, taumelte zwei drei Schritte in Richtung Wald und fiel dann wie ein geschlagener Baum krachend zu Boden. Er war noch im fallen gestorben und seine Augen starrten blicklos zum Himmel.
Scanthynyce wechselte in die Elfengestalt und stand zitternd vor Anstrengung neben dem Feuer. Sie lauschte in den Wald, doch es war und blieb alles ruhig. Die anderen drei hatten es wohl vorgezogen sich vom Kampfgeschehen abzusetzen, oder waren zum zweifellos in der Nähe befindlichen Haupttrupp zurückgekehrt.
Vorsichtig öffnete sie den Brustpanzer, schob ihr Hemd hoch, betrachtete die blutunterlaufenen Prellungen an Seite und Hüfte und unterdrückte einen Schmerzensausruf als ihre Hand auf die offene Wunde unterhalb ihrer Achsel traf.
Sie musste zurück ins Dorf und einen Heiler aufsuchen. Einen weiteren Kampf zu führen war in diesem Zustand nicht möglich. Sie konnte einen neuen Kampf nur verlieren. Außerdem musste das Dorf gewarnt werden. Hoffentlich war es nicht schon zu spät dazu. Am Horizont ging die Sonne auf und vermutlich würden jetzt alle ihre Schwestern und Brüder, mit Ausnahme der Schildwachen, sich zu Ruhe begeben haben. Ihre Eltern und ihre Schwester würden sich bestimmt schon seit einiger Zeit fragen wo sie bleibe.
Sie zog vorsichtig ihren Brustpanzer an, stöhnte auf als das Leder auf die Wunde drückte und lief langsam das Tempo steigernd in den Wald in Richtung Auberdine.
VI. Angriff der Orcs
Scanthynyce erreichte Auberdine als die Sonne bereits am Himmel stand. Das kleine Dorf lag ruhig in der Morgensonne und es herrschte wenig Betrieb auf den Straßen. Sie passierte die vor dem Dorf stehenden Schildwachen und eilte zu der Schildwachenkommandantin, die sie in der Nähe im Gespräch mit ein paar Fremden sah. Die Kommandantin sah auf als Scanthynyce vor ihr stehen blieb. Ihre Augen verengten sich und eine steile Falte bildete sich auf ihrer Stirn, als sie Scanthynyce betrachtete und neben den offensichtlichen Kampfspuren die Verletzung an der Seite sah.
Bevor Scanthynyce sie ansprechenden konnte sagte die Kommandantin bereits: "Schwester, ihr seht aus als seid ihr unter die Räder eines Handeslskarren gekommen, aber eurer Verletzung nach zu urteilen hattet ihr eher eine Begegnung mit einem tollwütigen Bär. Erzählt mir was euer Aussehen zu bedeuten hat."
Scanthynyce berichtete in knappen Worten von ihrer Begegnung und den Kämpfen mit der marodierenden Einheit der brennenden Legion, wobei sie die etwas peinlichen Umstände zu Beginn der Begegnung verschwieg. Die Kommandantin hörte aufmerksam zu, stellte ein paar Zwischenfragen und schickte Scanthynyce anschließend zu einem Druiden-Heiler der sich zufällig im Gasthaus von Auberdine aufhielt. Sie bat Scanthynyce sich nach ihrer Behandlung erneut bei ihr zu melden und sie würde in der Zwischenzeit einen Boten zu ihren Eltern senden, damit diese sich nicht unnötig Sorgen machten, da ihre Tochter noch den Tag in Auberdine verbringen würde.
Scanthynyce betrat den Raum des Heilers, nachdem sie sich bis zu seinem Zimmer durchgefragt hatte. Es war ein mürrischer alter Druide, der nur kurz aufblickte als Scanthynyce eintrat. "Wo fehlts", fragte er und sein Blick taxierte sie von oben bis unten. "Haben wir eine Runde gekuschelt mit einem Bären"? "Ihr jungen Druiden glaubt immer die Natur würde sich euren Wünschen anpassen und alle Tiere währen zum streicheln da".
Scanthynyce wollte dem Heiler schon zornig ihre Meinung sagen, beherrschte sich aber und bat statt dessen, er möge sich doch bitte kurz ihre Wunde ansehen. Der Heiler begutachtete die Wunde und reinigte sie mit einem schmuddelig aussehendem Tuch und tröpfelte anschließend aus einer gläsernen Phiole eine leicht grünliche Flüssigkeit auf die Wunde. Scanthynyce stöhnte auf und biss auf die Zähne. Das Zeugs brannte wie Feuer, doch nach wenigen Sekunden hörte die Wunde auf zu schmerzen und auch die nässenden Wundränder sahen viel trockener aus. Der Heiler strich noch eine weiße Paste über die Wunde und entließ Scanthynyce mit den Worten: "Passt beim nächsten Mal gefälligst besser auf, ungeschicktes Ding". Scanthynyce bedachte den Heiler mit einem zornigen Blick und eilte zurück zur Schildwachenkommandantin.
Die Kommandantin erwartete Scanthynyce schon und stellte sich mit Namen Sarafena Schleiermond vor. Sarafena bat Scanthynyce, sie möge doch bitte zum Außenposten der Auberdine-Schildwachen reiten, der sich in der Nähe von Wirrbarts Ausgrabungsstätte befände und die dortigen Schildwachen vor den umherstreifenden Truppenteilen der brennenden Legion warnen. Leider könne sie keine einzige Schildwache entbehren, angesichts der unklaren Situation. Ein schwarzer Säbler würde ihr zur Verfügung stehen.
Scanthynyce verabschiedete sich von Sarafena und machte sich auf den Weg. Sie ritt von Auberdine am Meer entlang, um freie Sicht auf das vor ihr liegende Gelände zu haben um vor Überraschungen geschützt zu sein. Da sie in ihrer Kindheit sehr oft hier unterwegs war, kannte sie die Gegend zur genüge um auch abseits der Wege zum Ziel zu gelangen.
Sie war noch ca. 500m von Wirrbarts Ausgrabungsstätte entfernt als sie den Säbler ruckartig zum stehen brachte. Deutlich war von vorn Schlachtenlärm zu hören. Sie stieg vom Säbler, band die Zügel an einem in der Nähe stehenden kleinen Baum und schlich vorsichtig in Richtung der Ausgrabungsstätte.
Dann sah sie die ersten umher springenden Gestalten und duckte sich hinter einem umgestürzten dicken Baum. Ihr Blick ging blinzelnd zum Himmel. Dieses verflixte grelle Sonnenlicht. Die Göttin wusste schon warum sie ihre Kinder die Kaldorei davor bewahren will. Scanthynyce hatte einige Mühe bei der grellen Helligkeit in der Ferne Einzelheiten zu erkennen.
Geschickt, jede sich nur bietende Deckung nutzend, schlich sie näher an das Geschehen vor ihr heran. Plötzlich sah sie eine kleine Gruppe grüner kräftiger Gestalten aus dem kleinen Wald links von ihr hervorstürmen. Das waren weder Furbolgs, Trolle oder Tauren. Es waren Orcs. Die Orcs schwangen Äxte und Schwerter. Während sie vorwärts stürmten schrien sie eine Art Schlachtruf, der genau wie ihr Äußeres grobschlächtig und völlig fremdartig klang.
Scanthynyce war versucht den dort vorne befindlichen Nachtelfen schnellstens zu Hilfe zu eilen, doch beherrschte sie ihr Temperament gerade noch. Wenn sie jetzt dort in den Kampf eingriff, was konnte sie als Einzelne bewirken? Es war viel wichtiger in Auberdine von diesem Kampf zu berichten und wenn möglich Hilfe zu holen.
Sie sah wie ein Nachtelf nur ca 70 m vor den anstürmenden Orcs tollkühn hinter einem Baum hervortrat. Ein gestreifter großer Tiger der zu dem offensichtlichen Jäger gehörte, bewegte sich an seiner Seite. Der Nachtelfenjäger riss seinen Bogen nach oben und schnell verließen ein paar Pfeile die Sehne des Bogens. Mit tödlicher Präzision fanden die Pfeile ihr Ziel und streckten drei dieser brutal aussehenden Wesen zu Boden. Dann waren die Orcs heran. Der Tiger des Jägers sprang den vordersten der Angreifer an und durchbiss ihm die Kehle. Der riesenhafte Orc versuchte vergeblich das wütende Tier von sich zu reißen, während das Blut bereits über seine nackte mit Symbolen bemalte Brust lief.
Scanthynyce sah wie der Jäger mit weit ausholenden Schritten zum Zugang der Ausgrabungsstelle lief, zwei ihre Äxte schwingenden Orcs ihm dicht auf den Fersen. Das fauchen des Tigers ließ ihren Blick ruckartig zu der Stelle zurückkehren, wo der Kampf begonnen hatte. Sie sah wie der Tiger einen weiteren Orc unter sich begraben hatte und ihn mit seinen Pranken förmlich zerriss. Aber der Tiger hatte keine Chance, als einige weitere Angreifer mit ihren scharfen Äxten auf ihn einschlugen. Sie hörte das knacken von Knochen und sah wie das Tier schmerzhaft aufjaulend zusammenbrach und starb. Der Jäger hatte inzwischen die Zufahrt zur Ausgrabungsstelle erreicht und stürmte hinunter. Die Todesschreie der beiden Verfolger zeigten Scanthynyce das dort unten vermutlich andere Nachtelfen warteten um sich den Angreifern zu stellen. Mit einem letzten Blick auf eine größere Gruppe Orcs die zwischen den Bäumen sichtbar war, verließ Scanthynyce ihre Deckung, eilte zum angebundenen Säbler und ritt in höchst möglichem Tempo zurück nach Auberdine.
VII. Spähauftrag
Scanthynyce ritt mit wehenden Haaren in Auberdine ein und hätte um ein Haar ein paar Elfen über den Haufen geritten, die panisch ohne links und rechts zu schauen einfach über den Weg liefen. Die Strassen des Ortes waren bereits voller Elfen. Nach und nach kamen immer mehr Nachtelfen aus den umliegenden Wäldern hinzu. Die Schildwachen versuchten hektisch etwas Ordnung in das durcheinander zu bringen. Ein Trupp Schildwachen, die offensichtlich gerade mit dem Boot aus Darnassus angekommen waren, versuchte sich durch die Elfentraube zu schieben. Sie hielten dabei ihre Kampf-Gleven hoch über dem Kopf um möglichst niemanden zu verletzen.
An einer Ausgabestelle vor dem Brunnen mitten im Dorf, wurden Waffen an die Zivilbevölkerung ausgegeben. Dort stand auch Schildwachen-Kommandantin Sarafena Schleiermond. Scanthynyce eilte zu ihr und berichtete ihr über die Kampfhandlungen an Wirrbarts Ausgrabungsstätte. Sarafena überlegte kurz und zog dann Scanthynyce in eine der nebenan stehenden kleinen Häuser. Um einen hölzernen Tisch auf dem etliche kleine Kegel, Klötzchen und Ringe zu erkennen waren, standen Schildwachen die untereinander diskutierten. Auf der anderen Seite stand eine ganz in einer weißen Robe gekleidete Nachtelfin. Beim Eintreten der Schildwachen-Kommandantin und Scanthynyce verstummten die Gespräche augenblicklich und alle sahen zu den beiden eingetretenen. Schildwachen-Kommandantin Sarafena verbeugte sich ehrfürchtig vor der ganz in weis gekleideten Nachtelfin. Diese schaute fragend zu Scanthynyce und sagte mit einer melodischen Stimme: "Elune adore Schwester, ihr müsst die Druidin Scanthynyce sein? Ich bin Mondpriesterin Ashwani Sternenhauch und führe die militärischen Aktionen. Berichtet bitte was ihr beobachtet habt."
Scanthynyce erzählte in aller Kürze das Gesehene und dachte dabei immer wieder an die in der Ausgrabungsstätte eingeschlossenen, sich gegen die Orcs verteidigenden Nachtelfen. Mondpriesterin Ashwani blickte von Scanthynyce zu den auf den Tisch aufgebauten Figuren, verschob einen kleinen Kegel und sagte in die Runde:" Sie müssen alleine sehen wie sie zurecht kommen. Wir können unsere wenigen Truppen nicht aufteilen und müssen den Feind am Falathimsee stellen, bevor er sich in die umliegenden Wälder absetzt und dezentralisiert. Die anwesenden Schildwachen eilten hinaus und nur wenige Augenblicke später konnte Scanthynyce durch das Fenster Trupps von reitenden Schildwachen sehen die das Dorf in östlicher Richtung verließen. Ihnen folgte eine Gruppe Jäger die Scanthynyce an ihre mitgeführten Tiere erkannte. Nachdenklich schaute Scanthynyce ihnen nach. Ein Räuspern der Mondpriesterin brachte sie in die Wirklichkeit zurück.
Mondpriesterin Ashwani schaute ihr in die Augen und Scanthynyce erwiderte den Blick der goldenen Augen, wobei sie das Gefühl hatte in einen abgrundtiefen goldenen See zu blicken. Als die Mondpriesterin zu sprechen begann, wurde Scanthynyce sofort in den Bann ihrer Stimme gezogen und die Worte hallten in ihrem Körper nach. "Ich weis das ihr eine Verletzung im Kampf gegen eine kleine Einheit des Gegners abbekommen habt und eigentlich solltet ihr in eurem Alter nicht am Kampfgeschehen teilnehmen. Ich habe aber mit Ausnahme von euch keine Druiden hier vor Ort und ich kann nicht auf die zugesagten Druiden aus Darnassus warten. Bis die hier sind, ist bereits alles entschieden und vorbei. So oder so. Würdet ihr uns helfen und euch meinen Schildwachen als Späher zur Verfügung stellen?"
Scanthynyce konnte den Blick nicht lösen und erschrak fast als sie sich sagen hörte: "Bei Elune, verfügt über mich."
Die Mondpriesterin wandte den Blick von Scanthynyce ab und sah erneut zu den Figuren auf dem Tisch. "Wir haben hier - und dabei deutete sie auf einen Ring in der Nähe der am Meer befindlichen Landspitze im Osten außerhalb Auberdines – die stärksten aller verfügbaren Schildwachen zusammengezogen. Ich möchte das ihr zum Falathimsee geht, euch dort umseht und so viele Informationen über den Gegner mitbringt wie es euch möglich ist. Ich werde bis zu eurer Rückkehr vor Ort sein und euch erwarten. Mit den von euch dann mitgebrachten Informationen werden wir das Orc Heer angreifen und so Elune uns beisteht vernichten oder zumindest aus unserer Gegend vertreiben. Ich erwarte eure Rückkehr heute Abend bei Mondaufgang. Und nun geht. Elune möge euch beschützen."
Scanthynyce lief zum schwarzen Nachtsäbler, der ihr weiterhin zur Verfügung stand, sprang mit einem Satz in den Sattel, was ein unwilliges Knurren des Säblers auslöste und ritt mit Höchsttempo die Küste entlang Richtung Osten, dem Falathimsse entgegen. Immer wieder musste sie bei ihrem Ritt niederem Getier ausweichen oder darüber hinweg setzen, weil die Tiere dem heranstürmenden Nachtsäbler nicht schnell genug ausweichen konnten, oder in ihrer panischen Flucht mitten in die Laufbahn des Säblers gerieten. Öfters als ihr lieb war musste sie dem Nachtsäbler freien Lauf lassen, da das vom Meer reflektierte Licht sie blendete. Verdammte Sonne, dachte Scanthynyce, können nicht wenigstens ein paar Wolken das helle Licht ein wenig dämpfen?
Weit genug vom Falathimsee entfernt drosselte sie das Tempo um dann endgültig stehen zu bleiben und abzusteigen. Sie band den Säbler an einem etwas kühleren Platz unter einem großen Baum fest und schlich vorsichtig in Richtung des Sees. Sie wechselte in die Katzengestalt und schlich vorsichtig immer näher an den See.
Dann vernahm sie mit ihrem feinen Gehör erste Stimmen und auch wittern konnte sie die ersten Orcs, deren stechender Geruch fast weiter reichte wie ihre Stimmen hörbar waren. Scanthynyce beobachtete mehrere Wachen die zwischen den Bäumen postiert waren. Die Wachen machten mehr Geräusche als 100 Nachtelfen im Vollrausch, nach dem Genuss von zuviel Mondbeerensaft. Es waren einfach ungehobelte Tölpel, die aber auf Grund ihrer Kampfkraft nicht zu unterschätzen waren.
Dann sah sie ihn. Ein riesenhafter Orc mit einem Streitkolben deren Schlaghammer die Größe eines mittleren Felsen hatte. Er stand inmitten einer Gruppe anderer etwas kleinerer Orcs und redete auf die Gruppe ein. Scanthynyce schlich näher heran und konnte jetzt zwar alles hören, aber leider kein einziges Wort verstehen, da die Gruppe in ihrer Sprache redete und Scanthynyce die Sprache nicht verstand.
Auch hier wurden scheinbar Pläne geschmiedet, was eindeutig aus den in einem "Sandkasten" gezeichneten Linien, Kreisen und Symbolen hervorging. Da Scanthynyce die Sprache nicht verstand, konzentrierte sie sich auf das was die Gruppe in den Sand gezeichnet hatte. Bei genauerem Hinsehen unter Beachtung der eingezeichneten Landschaftsumrisse, konnte sie drei Zielrichtungen erkennen. Eine kleine Linie führte zu Wirrbarts Ausgrabungsstätte, ein weiterer in Richtung Maestras Posten und ein dicker Strich zeigte eindeutig auf Auberdine. Wenn sie die Zeichnung richtig interpretierte, wollten die Orcs also eindeutig mit der Hauptmacht Auberdine angreifen. Nur wann war die Frage. Sollte sie noch nach weiteren Informationen suchen, oder lieber zurück zu den Schildwachen? Sie entschied sich für einen Mittelweg. Die grelle Sonne stand hoch am Himmel und zu dieser Zeit würden selbst die Orcs nicht angreifen. In ihren schweren Rüstungen würden sie bei der Hitze wie Flusskrebse in ihren Schalen geröstet werden. Scanthynyce zog sich vorsichtig zurück und schlich quer durchs Lager, immer die Augen offen nach Besonderheiten.
Dann zuckte sie zusammen. Sie hatte zwar nichts gesehen aber ihr Geruchssinn hatte angeschlagen. Sie witterte eindeutig den Angstschweiß eines oder mehrerer Nachtelfen aus dem großen Zelt links hinten am Lager. Als sie näher kam, hörte sie das qualvolle Stöhnen einer Elfin oder eines Elfen. Scanthynyce schlich hinter das Zelt und an einer Stelle an der ein paar Kisten abgestellt waren, gelangte sie ins Zeltinnere.
Als sich ihre Augen an das hier vorhandene Dämmerlicht gewöhnt hatten und sie den Blick durch das Zelt schweifen lies, konnte sie nur mit eisernem Willen einen Schreckensschrei unterbinden. Rechts an der Zeltplane lagen mehrere tote Nachtelfen. Die Körper waren fürchterlich zugerichtet und einen fehlte der halbe Kopf. Vermutlich hatte ihn dort ein Streitkolben getroffen. Die Lederrüstungen wiesen eindeutige Schleifspuren auf, was darauf hindeutete das die Elfen entweder bereits tot oder noch lebend hinter einem Reittier hergeschleift worden waren.
Ihr Blick viel auf eine Gruppe von Orcs die sich in der Nähe des Eingansbereiches um eine Feuerstelle aufhielt. Das vorhin gehörte Stöhnen kam aus ihrer Mitte. Scanthynyce schlich näher heran. Dann sah sie es und das Grauen packte sie. Mitten zwischen den Orcs konnte sie zwei Nachtelfen erkennen und erst bei genauerem hinsehen erkannte sie das es sich um eine Nachtelfin und einen Nachtelfen handelte. Die Elfin hing mit gefesselten Händen an einem Zeltstützbalken und nur ihre Zehenspitzen berührten den Boden. Der Nachtelf lag auf einer art Holztafel, Arme und Beine jeweils an den vier Ecken der Unterlage gefesselt. Einer der Orcs fragte die Elfin in der Allgemeinsprache mit einem kaum verständlichen Akzent,: "Sag mir wie viele Schildwachen sind an der Dunkelküste stationiert?" Die Elfin schloss die Augen und drehte den Kopf zur Seite. Mit Entsetzen sah Scanthynyce einen Orc ein Schwert mit glühender Schneide heben, es dem wehrlosen Nachtelfen auf die nackte Brust drücken und langsam von links nach rechts mit der flachen Seite der Schneide eine tiefe Brandfurche ziehen. Der Körper des Nachtelfen bäumte sich auf und ein grässliches stöhnen drang aus seinem Mund. Scanthynyce roch verbranntes Fleisch und ihr wurde übel.
Jetzt frage ich Dich Nachtelf, wie viele Schildwachen stehen hier im Gebiet der Dunkelküste. Als der Elf schwieg, hob der Orc sein Einhandschwert, setzte die Spitze des Schwertes der Elfin kurz unterhalb des Schlüsselbeins auf die Brust und mit einem kurzen heftigen Stoß durchbohrte er den Körper und die Schwertschneide kam am Rücken zum Vorschein. Die Elfin schrie vor Schmerz. "Ich warte auf eine Antwort, Elf." bei den Worten drehte er langsam das Schwert in der Wunde und die Elfin schrie erneut. Das aus der Wunde fließende Blut bildete bereits eine größere Lache auf dem Zeltboden.
Scanthynyce hatte genug gesehen. Die beiden Elfen würden mit Sicherheit keine Angaben machen, falls sie die Antwort überhaupt wussten. Für sie gab es keine Hoffnung. Sie waren zum sterben verurteilt und würden den Pfad des Lichts gehen. Sie schlich langsam und äußerst vorsichtig nach hinten aus dem Zelt. Auf dem Weg zu ihrem außerhalb des Lagers angebundenen Säbler zählte sie die in großen Gruppen zusammenstehenden Orcs, rechnete die Zahl hoch, da sie etliche Gruppen nur aus der Ferne sah und kam auf ca. 250 – 300 Orcs. Dafür das sie so weit ab vom eigentlichen Geschehen operierten, war es eine beachtliche Streitmacht.
VIII. Kampf am Falathimsee
Nach ihrer Ankunft im Lager der Schildwachen eilte Scanthynyce auf direktem Weg zur Mondpriesterin Ashwani, die sich wieder im Kreis der verschiedenen Schildwachen Kommandanten aufhielt und Anweisungen erteilte. Scanthynyce berichtete was sie gesehen hatte und bei der Erzählung der Geschehnisse im Orc Zelt und den offensichtlich stattfindenden Folterungen, sah sie die Trauer in Ashwanis Gesicht. "Elune wird sie mit offenen Armen aufnehmen", waren die einzigen Worte Ashwanis.
Nach kurzer Diskussion und Abstimmung eilten die Schildwachen-Kommandanten aus dem Zelt und nur Sekunden später hörte Scanthynyce das rhythmische schnelle trampeln von schweren Stiefeln auf dem Weg zum Strand.
"Ich kann es euch nicht befehlen da ihr eine freie Druidin seid und außerdem seit mehr als 24 Std auf den Beinen, aber ich würde es sehr begrüßen wenn ihr an meiner Seite an dem zu erwartenden Kampf teilnehmen würdet". Scanthynyce brauchte nicht lange zu überlegen und stimmte sofort zu. Nur zu deutlich waren ihr noch die Bilder der gefolterten Nachtelfen vor Augen. Was war nur aus den Orcs geworden, das sie so brutal das Leben verachteten? Zumindest die bei dieser Einheit befindlichen Orcs hatten jedes Recht auf Leben verloren und sie würde wenn möglich eigenhändig einigen von Ihnen einen Platz im ewigen Feuer der Verdammnis zuweisen.
Ein paar Stunden später, die Sonne versank langsam im Meer, stand Scanthynyce mit einigen anderen Vertrauten der Mondpriesterin Ashwani zwischen Bäumen versteckt auf einem kleinen Hügel und beobachtete wie sich ein Trupp von 100 Schildwachen, sowie Jäger mit Versorgungskarren, auf einem relativ freien Wiesenstück in der Nähe des Falathimsee ein Lager errichteten. Dies war der Köder den die Orcs schlucken sollten. Für einen nicht eingeweihten Orc-Späher musste es aussehen, als wenn hier die Schildwachen der Dunkelküste ihr Lager aufbauten um zu übernachten. Am Ende der freien Fläche hatte Scanthynyce am Nachmittag die ersten Orc-Späher entdeckt und Mondpriesterin Ashwani ging davon aus das diese Späher immer noch dort Wache hielten.
Was die Orc-Späher nicht sahen, waren die anderen Kontingente der Schildwachen die sich im Schutz zweier links und rechts liegender kleiner Wälder befanden. Die dortigen Schildwachen wurden durch rund 50 Jäger aus den umliegenden Wäldern von Auberdine verstärkt, die sich kurzerhand freiwillig zum Dienst rekrutieren ließen um als Fernkämpfer die Schildwachen zu unterstützen.
Im Zwielicht des aufgehenden Mondes erkannte Scanthynyce einzelne kleine Gruppen von Schildwachen, die sich aus dem aufgebauten Lager absetzten und in den angrenzenden Wäldern verschwanden, um sich dort mit den bereits wartenden Schildwachen zu vereinen. Ein Blick auf das Lager gaukelte jedem Beobachter vor, dass dort an den brennenden Lagerfeuern und den aufgestellten Zelten eine große Anzahl Nachtelfen ihr Nachtlager aufgebaut hatten.
Scanthynyce fragte sich ob die Orcs es durchschauen, oder auf diesen simplen Trick hereinfallen würden. Nachtelfen sind nachtaktiv und schlafen eigentlich am Tag, doch gerade weil jeder weis das Nachtelfen so ihren Tagesrhythmus haben, ist es fast schon wieder logisch das die Elfen zur Verwirrung eines Gegners ihre Gewohnheiten umkehrten. Allerdings schliefen sie ja nicht und waren damit doch nachtaktiv…. also wenn auch die Orcs glaubten die Nachtelfen wollten sie verwirren und damit nur eine schlafende Einheit vortäuschten und doch tagsüber schliefen…oder gingen die Orcs davon aus das die Nachtelfen damit spekulierten das die Orcs davon ausgingen das….
Ein Geräusch ließ Scanthynyce aufschrecken und die sinnlose Gedankenspielerei die einem Drehwurm ähnelte abrupt beenden. Sie schüttelte ihren Kopf das die Haare flogen um die Gedanken wieder frei zu bekommen. Was denke ich nur für einen Blödsinn….. waren die letzten abschweifenden Gedanken, bis ein kleines inneres Lächeln über das zuletzt gedachte sie wieder vollständig in die Gegenwart brachte. Scanthynyce konzentrierte sich auf die Stelle wo das Geräusch herkam, doch sie konnte dort nichts erkennen.
Da der Mond teilweise hinter Wolken verborgen am Himmel stand, war die Nachtsicht äußerst schlecht und nur die hochempfindlichen Augen der Nachtelfen hatten keine Probleme auch bei diesen Verhältnissen alles deutlich zu sehen. Elune hatte ihnen zwar das nächtliche sehen von Farben genommen, aber dafür eine überragende Grausicht mit tausenden von Abstufungen gegeben. Sie war sich absolut sicher das sie und die anderen Nachtelfen jeden Gegner eher sehen würden als der Gegner sie.
Ihr Puls beschleunigte sich als sie sah wie einige der Orcs zwischen den Bäumen sichtbar wurden. Sollten sie wirklich auf den Trick hereinfallen? Immer mehr Orcs traten ins Freie und formierten sich zu kleinen Schlachteinheiten von je 15 Mann. Ihr Blick wanderte an den Orcs entlang und als ihre Augen auf eine kleine Lichtung zwischen den Wäldern traf, sah sie ihn. Wie eine Granitstatue des Grauens stand dort der riesenhafte Orc, den sie schon am Nachmittag als Anführer identifiziert hatte. Er stützte sich auf seinen Streitkolben und blickte zu den brennenden Lagerfeuern des Nachtelfenlagers.
Dann hob er seinen Streitkolben in die Höhe, zeigte damit auf das Lager und ein markerschütternder Schrei gellte über die Lichtung. Der Angriff begann. Die Orcs rannten mit großen Sprüngen auf das Lager zu. Sie stießen dabei kehlige Kampfschreie aus und schwangen ihre Äxte, Schwerter und Streitkolben über ihren Köpfen. Alleine die Kampfschreie dieser grünen Teufel konnten jeden Gegner demoralisieren. Wie eine unaufhaltsame Lawine ergossen sie sich über das Lager. Funken stoben als einige die brennenden Holzscheite der Lagerfeuer mit den Füßen wegtraten. Die ersten Zelte brannten bereits und mit einem weit hin hörbaren Geschepper wurden die Verpflegungswagen umgeworfen. Mitten im Lager kam die Horde zum stehen und ein Wutgeheul war meilenweit zu hören als die Orcs merkten das sie getäuscht worden waren und sich kein einziger Nachtelf im Lager aufhielt. Wutentbrannt hieben sie mit ihren Streitkolben alles in tausend Stücke was ihnen in die Quere kam. Ein großer dunkler Reit-Kodo bahnte sich seinen Weg zwischen den Orcs. Hoch oben, wie auf einem laufenden Felsen, saß der Anführer und sein Schrei ließ alle Orcs förmlich einfrieren und auf der Stelle verharren. Zwei große Orcs mit riesenhaften Schulterklappen kamen herbeigeeilt, verbeugten sich tief vor ihrem Anführer und redeten in der kehligen Sprache dieses Volkes auf ihn ein.
Ein angefangener Satz ging in ein gurgelndes Geräusch über und als aller Blicke sich auf den Orc richteten, sah man einen langen Pfeil der seinen Hals durchbohrt hatte. Blut quoll aus seinem Mund und tropfte zu Boden. Mit einem leisen sirren bohrte sich ein zweiter Pfeil in die Brust des Orcs, der mit einem erstaunten Blick zuerst auf den Pfeil in der Brust schaute, dann auf das tropfende Blut zu seinen Füßen sah und dann schwankend ein paar Schritte auf den Kodo zumachte, um dort mit einem krachenden Geräusch zu Boden zu fallen. Erneut war das sirrende Geräusch heransausender Pfeile zu hören und mehrer Orcs sanken getroffen zu Boden. Der auf dem Kodo sitzende Anführer riss seinen Schild hoch und im selben Augenblick schlugen mehrere Pfeile ein. Hätte er nur einen Augenblick später reagiert, er wäre von den Pfeilen getroffen worden und wahrscheinlich inzwischen tot. Er sprang mit einem gewaltigen Satz vom Kodo, rief ein paar laute Befehle und scharrte etliche der stärksten Orcs um sich. Ihre nebeneinander gehaltenen Schilde boten recht guten Schutz gegen die immer noch anfliegenden Elfenpfeile.
Scanthynyce hielt es nicht länger auf dem Hügel und mit einem Blick auf die Mondpriesterin, die ihr kurz zunickte, lief sie mit weit ausholenden Schritten in Richtung des Lagers.
Sie erreichte das Lager von der hinteren Seite und schlüpfte in der Druiden-Katzengestalt in das große Zelt, wo sie am Nachmittage die beiden gefangenen und gefolterten Nachtelfen gesehen hatte. Im Zelt selbst herrschte die Stille des Todes, während draußen der Kampflärm immer mehr zu nahm. Inzwischen waren die Schildwachen ins Lager eingedrungen und man konnte zwischen dem allgemeinen Kampflärm deutlich das aufeinander prallen von Schwertern, das klirren der Äxte und das dumpfe dröhnen der Streitkolben hören. Scanthynyce blickte durch einen Spalt in der Zeltplane hinaus und sah immer wieder dunkle Schatten die im flackern des Lichts der Feuer sichtbar wurden. Es waren Schildwachen der Nachtelfen die mitten zwischen die Orcs sprangen, dort mit ihren Gleven zwei oder drei der grünen Teufel niederstreckten und blitzartig wieder im Dunkel der Nacht verschwanden. Die Orcs versuchten in Panik aus dem Lager zu entkommen, wo sie den Nachtelfen hoffnungslos unterlegen waren. Da links und rechts vom Lager ebenfalls Nachtelfen-Einheiten angriffen, blieb ihnen nur der Weg zum See offen.
Scanthynyce schloss die Plane wieder und ihr Blick suchte den Raum des Zeltes ab. Sie schlich zu der Stelle wo am Nachmittag das Feuer gebrannt hatte. Als Katze war sie selbst für empfindliche Ohren nicht hörbar. Sie beherrschte den Katzenkörper in Perfektion. Dann sah sie es und ihre Nackenhaare stellten sich steil auf. Der tote Körper des Nachtelfen lag neben der erkalteten Feuerstelle. Scanthynyce schauderte beim Anblick der Leiche. Nur anhand der langen Ohren und weil sie wusste was hier am Nachmittag geschehen war, erkannte sie die Leiche als Nachtelfen. Ihr Blick wandte sich ab und als ihre Augen den immer noch an einem Seil hängenden Körper der Elfin sahen, traf es sie wie mit einem Schlaghammer. Das Entsetzen war der schwarzen Katze anzusehen. Mit gesträubtem Fell, die Augen zu Schlitzen verengt, war ein zorniges Knurren zu hören, das vermutlich jedem Gegner das Blut in den Adern gefrieren lassen hätte.
Der Körper der toten Nachtelfin schien auf den ersten Blick unversehrt, doch fehlte an einigen Stellen das Fleisch auf den Knochen. Scanthynyces Blick wanderte höher und suchte das Gesicht der Elfin. Doch es gab dort kein Gesicht mehr. Eine bläuliche Fleischmasse mit zwei leeren Augenhöhlen blickten sie an. Die Orcs hatten ihr die Augen ausgestochen und das Gesicht gehäutet. Das wutentbrannte Brüllen der schwarzen Katze übertönte für ein paar Sekunden jeglichen Schlachtlärm.
IX. Noch nicht zu Ende
Mit einem Ruck wurde die Plane am Eingang des großen Zeltes weggerissen. Mehrere Orcs drangen in das Zeltinnere und versuchten sich in der Dunkelheit zu orientieren. Bevor sie auch nur ansatzweise die Situation analysiert hatten, flog schon ein dunkler Schatten auf sie zu. Brüllen, fauchen, das Zerreißen von Rüstungen und die Todesschreie von sterbenden Orcs waren zu hören. Die schwarze Katze kämpfte wie im Blutrausch. Ihre Prankenhiebe zerfetzten förmlich die Körper der Feinde und nach weniger als 5 Minuten lagen 4 tote Orcs am Zelteingang. Mit zitternden Flanken stand die schwarze Katze Scanthynyce mitten zwischen den Toten. Ihr Fell war blutverschmiert, aber es war das Blut des Feindes. Sie selbst war unversehrt.
Scanthynyce schlich durch das Lager in Richtung des Falathimsee. Überall lagen die Leichen von Orcs, aber auch tote Nachtelfen konnte sie erblicken. Je näher sie dem See kam, um so lauter wurde der Schlachtenlärm. Dann war sie relativ weit vorne und sah wie tobende Orc-Kämpfer sich blutige Kämpfe mit den nicht weniger tobenden Schildwachen lieferten. Rechts von ihr kämpften zwei Schildwachen gegen 5 grünhäutige Berserker. Immer wieder parierten die beiden Schildwachen die wütenden Axt-Hiebe der Orcs um sofort danach mit rotierenden Gleven auf die Orcs einzudringen. Scanthynyce sah wie einem der Orcs die Axt mit samt der Hand abgeschlagen wurde. Die zweite Schneide der Gleve fuhr ihm über die Brust und die dritte Klinge zerfetzte ihm die rechte Schulter. Der Orc sank zu Boden. Scanthynyce eilte weiter.
Dann war sie am See angekommen. Sie tauchte ins Wasser und wusch sich das Blut vom Fell. Sie schaute dabei immer wieder zu der tobenden Schlacht. Die Orcs kämpften mit dem Rücken zum See und versuchten sich dem Anstu
Anu Neph'o dal'dieb thus = Das Glück begleite euch
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